Stimmen aus dem Buchhandel
Ebenso wichtig wie die Stimmen der Presse sind jene aus dem Buchhandel. Hier publizieren wir Reaktionen der BuchhändlerInnen. Mit einem grossen Dankeschön für stets gute Zusammenarbeit.
Monika Schäfer, Bibliothekarin, Referentin Buchbesprechungstage
»Sie sind wahrscheinlich noch im Buchmessefieber, während ich im Berg-Rausch bin: das 'Wässerwasser' gefällt mir sehr gut und kommt in die diesjährige Auswahl der bei den BUCHBESPRECHUNGSTAGEN in Berlin und Nordrhein-Westfalen vorgestellten Novitäten.«
Stadtbibliothek Baden
Bücher die sehnlichst erwartet werden, sind selten. „Wässerwasser“ ist eines davon. Nach „Schattwand“ und „Graatzug“ ist es der letzte Band, der geschickt aufgebauten Trilogie von Urs Augstburger. Begebenheiten, Persönlichkeiten und nicht zuletzt Sagen und Mythen der beiden Vorgänger, fliessen in „Wässerwasser“ zusammen. Die Familiensaga nimmt den Leser mit ins Jahr 2040. Die Menschheit kämpft mit Umweltkatastrophen, Flüchtlingswellen und Wasserknappheit. Temperaturen steigen, Gleschter schmelzen – altes Wissen wird wieder interessant und hilft mit diesen Herausforderungen umzugehen. Ein Sience Fiction Roman in den Schweizer Alpen, der leider bald Wirklichkeit werden könnte!
BIDO AG, Buchhandlung, Altdorf
Liebe Bilger-Verlagsmenschen
Ganz herzlichen Dank übrigens fürs Lese-Ex.. Ich habs natürlich in einem Zug durchgelesen - und bin (wie immer :-D )begeistert. Allerdings muss ich anmerken, dass ich auch furchtbar betroffen bin, wohne ich doch auch in so einem alpinen Seitental. Und es ist schon sehr erschreckend so direkt zu lesen, was ja wahrscheinlich (ich gehe davon aus, dass UA recherchiert hat) eintreffen wird. Allerdings versuche ich mich mit der SF-Schiene zu beruhigen. Alles was in punkto Katastrophen in diesem Genre angedroht wurde, ist nie Wirklichkeit geworden. Mal sehen - ich werde es ja noch erleben...
Mit lieben Grüssen
M. K.
cohen+dobernigg BUCHHANDEL, So long vorerst John, Hamburg (D)
Hallo Ricco,
mein gestriger Sonntag fand komplett in den Waliser Alpen statt. Ich habe mal wieder einen sehr spannenden Romanfilm vorm geistigen Auge ablaufen sehen, der mich nicht nur bestens unterhalten hat, sondern auch den nötigen Schuss Nachdenklichkeit transportierte. Fazit: Urs kann einfach schreiben, unterhalten und fesseln. Ich freue mich!
Heinrich Boxler, Buchempfehlungsexperte für Bibliotheken
Seine Wässerwasser-Empfehlung:
Mit Urs Augstburgers neuem Roman „Wässerwasse“ nehmen wir den Weg in die Berge unter die Füsse. Zweimal schon haben wir mit dem 1965 in Brugg geborenen Autor die Bergwelt erkundet. 2001 lernten wir im Roman „Schattwand“ das Dorf Gspona kennen. Severin Somm ist dort unerwartet zu einem Hausteil gekommen. Den andern Teil bewohnt Lucrezia. Der Roman gewährt Einblicke in den Mikrokosmos eines Bergdorfs. Angst vor Unbekanntem und Neuem, Fremdenhass, Eifersucht, Neid und der Wunsch nach heiler Welt prägen das Leben im Dorf.
Im Roman „Graatzug“ von 2007 geht es um die Auseinandersetzung zwischen Natur und Technik, zwischen Tradition und Fortschritt, zwischen Nachbarschaftshilfe und Individualismus, um Profitgier und um menschliche Rücksichtnahme. Im Zentrum stehen die beiden Walliser Familien Rothen und Bohrer aus Plon. Während der alte Rothen sich gegen den Bau eines Stausees auflehnt, nützt die Familie Bohrer die Gunst der Stunde und baut mit der Entschädigung ein Sport- und Erholungszentrum auf. 40 Jahre später muss eine neue Druckleitung gebaut werden. Lena Amherd von GreenForce setzt sich hartnäckig für die versprochenen Umweltschutzmassnahmen ein.
Im neuen Roman „Wässerwasser“ begegnen wir im Walliser Bergdorf Plon verschiedenen Personen aus früheren Romanen, ohne dass die Lektüre der vorausgehenden Werke Voraussetzung für das Verständnis der Handlung wäre. Die Umweltschützerin Lena Amherd hat den Sohn des Hotelkomplexes, Silvan Bohrer geheiratet. Nun erwarten sie ihr erstes Kind, das Mädchen Agnes, das in der gleichen Nacht zur Welt kommt, in der die mütterliche Tante Selma stirbt. Das junge Ehepaar hat das Resort „Eden“ nach strengen ökologischen Kriterien aufgebaut. Seither sind rund 40 Jahre vergangen. Man zählt das Jahr 2041. Die Tochter Agnes führt das Resort, an dem auch ihr Stiefbruder Albin beteiligt ist. Ringsum steht die Natur vor dem Kollaps.
Erosion, Steinschläge, geschmolzener Permafrost und Sturzfluten im Wechsel mit Trockenheit und Feuerwalzen bedrohen die Menschen und haben verschiedene Dörfer unbewohnbar gemacht. Der Autor malt sich aus, wie die Alpenwelt im Jahr 2040 aussehen wird, sofern die ökologischen Massnahmen nicht greifen. Und nun platzt in eine Zeit, in der Wasser mindestens so kostbar ist wie Benzin, ein Erpresserbrief herein.
Zum Glück trifft Noah, der Sohn des verstorbenen Severin ein. Er ist ein erfahrener Katastrophen-Spezialist. Als erstes plant er eine Rodungszone und eine mächtige Sprinkleranlage rings um das eingehegte Resort Eden. Aber das Wasser im gestauten Schluchtsee, der zum Resort gehört, ist zu knapp, um einen böswillig gelegten Waldbrand der Erpresser zu löschen. Da erinnert sich Albin an einen unterirdischen See, von dem der Vater gesprochen hat. Wenn man den anzapfen könnte! Zusammen mit seinem Neffen, dem Sohn der Besitzerin Agnes, geht er auf die Suche nach diesem See. Doch so reibungslos geht das nicht. Zu tief sitzen in Agnes die geheimnisvollen Geistergeschichten fest, von denen die verstorbene Selma eine Menge auf Lager hatte. Der Graatzug – jener Zug unerlöster Seelen zu den Gletschern hinauf – ist nur eine der vielen Sagen, die sie in ihrer Jugend mitbekommen hat. Ausserdem ist sie ein Quatemberkind, das übersinnliche Phänomene wahrnimmt, die anderen Menschen verborgen bleiben.
Schon in früheren Romanen hat Urs Augstburger bewiesen, dass er spannend zu erzählen weiss. Auch im neuen Roman gibt es Momente, wo man atemlos dem Lauf der Geschichte folgt. Der Autor hält die Lesenden auf Draht, indem er den Handlungsstrang im spannendsten Moment unterbricht. Als Kontrapunkt gibt es ruhige Pole. Zu ihnen gehört die alte Lucrezia aus „Schattwand“, die als Patin von Agnes im Resort einen Bungalow bewohnt. Sie zählt unterdessen 77 Jahre und hilft noch immer im Hotel aus. Ihrem wachen Auge entgehen die Liebesgeschichten nicht, die sich um sie herum abspielen. Für die 16-jährige verliebte Leisa wird sie zur eigentlichen Vertrauten und zur erfahrenen Beraterin in sexuellen Dingen. Ihr bleibt nicht verborgen, dass es zwischen Agnes und Noah, dem Sohn eines nahe Bekannten, zu funken beginnt.
Der Roman „Wässerwasser“ ist in einen Prolog, in 7 Teile und in einen Epilog gegliedert. In den einzelnen Teilen kommen wechselweise die Zeit vor 40 Jahren mit den Anfängen des Resorts und die Julitage des Jahres 2041 zum Zug, die ganz unter dem Druck der Erpressung stehen.
Der Autor besitzt eine blühende Erzählphantasie, die zuweilen mit ihm durchbrennt und dann sehr abenteuerlich anmuten kann. James Bond lässt grüssen. Es werden futuristische Entwicklungen technischer Mittel wie etwa Solarhelikopter, Magnetschwebebahn oder Toolbook erwähnt. Witzig sind einzelne Dialoge (168) und Seitenhiebe, etwa wenn der Autor schreibt, dass sich jede Herberge Öko-Hotel nenne, wenn die Frottiertücher etwas seltener gewechselt werden (115). In einer apokalyptischen Schau erfahren die Leserinnen und Leser, wie unsere Erde in 30 Jahren aussehen dürfte, sofern sich ökologisches Denken und Handeln nicht endlich durchsetzen. Im Wesentlichen lebt der Roman aber von den handelnden Personen, von der starken Frau Agnes, der verständigen Lucrezia, dem Tausendsassa Noah, dem lustlosen Filmregisseur Albin und den verliebten Teenagern Linus und Leisa. Das Buch ist leicht lesbar und bietet spannendes Lesevergnügen.
Heinrich Boxler, Feldmeilen, 22.8.2009
Buch Shopping AG, Volkiland, Y. M.
Grüezi Herr Bilger
Meine Freitage sind vorbei und ausgelesen auch das Buch „Wässerwasser“. Es
hat mir sehr gut gefallen, das Thema total im Trend, stimmig fand ich die
gut verpackte Familiengeschichte aus dem Wallis. In den heissen Sommertagen
(und Nächten) diese Lektüre zu lesen hat mich schon auch sehr nachdenklich
gestimmt, was für eine Welt hinterlassen wir unseren Kindern und deren
Nachkommen.
Vielen Dank und ich freue mich schon auf weitere spannende Bücher aus dem
„Bilger-Verlag“.
Liebe Grüsse
Buch Shopping AG, Volkiland, Y. M.
M. B.
Lieber Ricco Bilger
Gestern bin ich gerade noch rechzeitig zur Wässerwasser-Vernissage eingetroffen. Es war eine tolle Stimmung, einwenig bedrückend die geschilderte Zukunft, interessante Aufnahmen aus der Natur mit perfekter Musik. Ganz herzlichen Dank für die Einladung.
Bis zum nächsten Mal.
Herzlichst M. B.